Rezept: Bemerkungen zum Verzehr von Pferdefleisch

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Zutaten für Rezept Bemerkungen zum Verzehr von Pferdefleisch:



Waverley Root:



Ethische Skrupel, die heute viele Menschen vor dem Genuss von

Pferdefleisch zurueckschrecken lassen, waren unseren paläolithischen

Vorfahren fremd: Sie benötigten das Pferd nicht als Zugtier im

Ackerbau, den es noch nicht gab, sie ritten nicht auf Pferden, weder

zum Vergnuegen noch aus Notwendigkeit, und Galopp- und Trabrennen

waren ihnen so gleichgueltig wie das Dressurreiten.



In antiken Zeiten assen nur die Völker Pferdefleisch, die genug

Pferde besassen, etwa die Skythen und die Sarmaten, Reitervölker,

die das Blut ihrer Pferde tranken, nicht nur die Milch der Stuten.

Weder Griechen noch Römer assen Pferde - erstere benötigten sie als

Reit- und Zugtiere, letzere als Zugtiere und Rennpferde.



Im Mittelalter waren es wieder die Steppenvölker, von denen Reisende

wie Marco Polo berichten, dass sie Pferdefleisch assen, während in

ganz Europa Pferdefleisch aus der Mode kam, als das Rittertum "en

vogue" war, da es als höchst unfein erscheinen lassen musste, edle

Pferde zu schlachten.



Abgesehen von Notzeiten setzte sich das Essen von Pferdefleisch erst

wieder seit dem fruehen 19. Jahrhundert in Frankreich und Italien

durch, wobei die Franzosen an ihre Gesundheit denken (Pferdefleisch

ist tatsächlich gesuender als anderes Schlachtfleisch, ganz zu

schweigen von der gesuenderen Ernährung der Pferde selbst), die

Italiener hingegen den Eigengeschmack des dunklen, leicht suesslichen

Fleisches lieben, der nicht jedermann zusagt.



Aus Kostprobe, 3. Mai 1996:



Dabei war Pferdefleisch bis Mitte des vorigen Jahrhunderts im

christlichen Abendland tabu. Auch in diesem Fall war es die Kirche,

die den Verzicht forderte. Papst Gregor III. hatte im 8. Jahrhundert

ein Pferdefleischverbot fuer alle Christen ausgesprochen.

Hintergrund: Im Mittelalter wurden die Vierbeiner nicht nur als

herausgeputzte Statussymbole der Ritter gebraucht, sondern sie waren

auch unverzichtbare Kriegsmittel. Ohne robuste Rösser war keine

Schlacht zu gewinnen. Und zur Zeit Papst Gregors III. war das

Christentum durch die Araber bedroht. Erst als Mitte vorigen

Jahrhunderts zunächst Kanonen und dann Panzer die Kavallerien



ablösten, kam Pferdefleisch wieder als Nahrungsmittel in Frage,

zumal andere Fleischsorten auch nicht gerade ueppig vorhanden waren.

Viele der heutigen Pferdemetzgereien stammen noch aus dieser Zeit.

Meistens waren die Gruender Juden, weil Christen sich damals noch

weigerten Pferde zu schlachten.